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Alt 02.06.2008, 21:01   #1
Cerberus
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Standard Kollateralschaden in Anti-Piraterie-Kampf

Der Internet-TV-Sender Revision3, der seine Inhalte über das Filesharing-Netzwerk BitTorrent vertreibt, war nach einer Denial-of-Service-Attacke tagelang offline. Als mutmaßlicher Urheber des Angriffs wurde die Firma Media Defender ausfindig gemacht, die als Dienstleister für die Unterhaltungsindustrie tätig ist.

Nutzer des Internet-TV-Angebots Revision3 starrten am "Memorial Day"-Wochende [24. bis 26. Mai] auf schwarze Bildschirme. Der Dienst, der unter anderem die Tech-News-Sendung "Diggnation" im Programm hat, war nach einer Denial-of-Service-Attacke [DoS] drei Tage lang nicht erreichbar.

Nach Angaben von Revision3-Geschäftsführer Jim Louderbeck waren für den Knock-out der Revision3-Server rund 8.000 Anfragen pro Sekunde verantwortlich. Diese brachten in der Folge auch weitere Server des Unternehmens zu Fall.

Vermeintliche Urheber rasch ausgemacht
Die mutmaßlichen Urheber der Attacke waren schnell ausgemacht. Hinter den an den Revision3-Server gesendeten SYN-Datenpaketen stand nach Angaben Louderbecks das Unternehmen Artistdirect, dessen Tochter Media Defender im Auftrag von Musik- und Filmkonzernen seit Jahren den Verkehr in Peer-to-Peer-Netzwerken stört.

Media Defender habe auch nicht versucht, die Herkunft der Anfragen zu verschleiern. "Es war, als sollten wir wissen, dass sie es waren", notierte Louderbeck im Revision3-Blog.

Vertrieb mit BitTorrent
Wie zahlreiche andere Medienunternehmen nutzt der Internet-TV-Sender zum Vertrieb seiner Inhalte das Filesharing-Protokoll BitTorrent. An seinen Programmen hält das Medienunternehmen alle Rechte.

Sicherheitslücke nach Software-Tausch
Auf Nachfrage Louderbecks machten Vertreter von Media Defender kein Hehl daraus, dass von den Servern des Unternehmens Anfragen an den Revision3-Tracking-Server gesendet wurden. Sie stellten lediglich die Anzahl der dabei gesendeten Pakete in Abrede.

Über eine Sicherheitslücke in einem Revision3-Tracker seien auch nichtlizenzierte, urheberrechtlich geschützte Inhalte vertrieben worden, rechtfertigte sich die Geschäftsführung von Media Defender, die zugab, "Fake Files" auf dem Tracker indexiert zu haben. Auf dem Tracker seien jahrelang auch Inhalte indexiert gewesen, an denen Revision3 keine Rechte halte, hieß es aus der Media-Defender-Chefetage.

Louderbeck stellte das im Unternehmensweblog in Abrede, räumte jedoch eine Sicherheitslücke infolge eines Austausches der Server-Software ein. Nachdem die Lücke am Freitag geschlossen wurde, brachten offenbar die von den Media-Defender-Servern gesendeten Datenpakete Revision3 zum Erliegen.

FBI eingeschaltet
Revison3 habe durch den Server-Ausfall Schaden erlitten, klagte Louderbeck. Inhalte konnten während des gesamten Wochenendes nicht ausgeliefert werden, Werbeeinnahmen gingen verloren.

Es sei nicht hinzunehmen, dass allein auf den Verdacht einer unrechtmäßigen Handlung hin die gesamte Infrastruktur eines Unternehmens lahmgelegt werde, so Louderbeck: "In den USA gilt noch immer die Unschuldsvermutung." Revision3 habe das FBI eingeschaltet, das nun den Vorfall untersuchen soll.

"Ziviles Opfer"
CNet-Blogger Charles Cooper nannte den Internet-TV-Anbieter ein "ziviles Opfer" in einem eskalierenden Kampf um den Schutz urheberrechtlich geschützter Inhalte im Netz: Der Vorfall sei ein "Kollateralschaden im Anti-Piraterie-Kampf".

"Hollywood geht zu weit"
Es werde nicht der letzte dieser Vorfälle bleiben, mutmaßte Eric Garland vom P2P-Marktforschungunternehmen Big Champagne gegenüber CNet. Den Dienstleistern der Unterhaltungsindustrie würden in ihrem Übereifer zunehmend Fehler unterlaufen.

Die Unterhaltungsindustrie gehe zu weit und verliere jegliche Glaubwürdigkeit, wenn sich ihre Ermittler wie Kriminelle gebärden, kritsierte der auf Urheberrechte spezialisierte US-Anwalt Ira Rothken.

Im Zusammenhang mit dem DoS-Angriff seien darüber hinaus auch wettbewerbsrechtliche Fragen zu stellen, argumentierte der Anwalt gegenüber CNet. Schließlich stehe Revision3 in einem Konkurrenzverhältnis zur Media-Defender-Mutter Artistdirect, die selbst Musik und Videos vertreibe.

Fragwürdige Praktiken
Die Praktiken von Media Defender wurden bereits in der Vergangenheit scharf kritisiert. Im September 2007 gerieten interne E-Mails des Unternehmens an die Öffentlichkeit, aus denen hervorging, dass Media Defender versucht hatte, mit Hilfe der Website MiiVi Spionagesoftware auf den Rechnern ahnungsloser Nutzer zu implementieren.

Die Betreiber der schwedischen Torrent-Tracker-Site The Pirate Bay, selbst Opfer von Media-Defender-Attacken, zeigten daraufhin das Unternehmen und zahlreiche seiner Auftraggeber, darunter namhafte Musik- und Filmkonzerne, wegen gewerbsmäßiger Infrastruktursabotage an.

Quelle
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