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26.05.2008, 18:27 | #1 |
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"Pirat" als Maulwurf bei der AntiFilesharing-Lobby
Das die Lobbyorganisationen der Filesharing-Gegner Agenten bei den "Piraten" einschleusten ist schon vorgekommen - in die andere Richtung war das bisher nicht der Fall. Bisher - denn am Freitag gab ein isländischer Sprecher eines BitTorrent-Trackers seine erfolgreiche Infiltration bekannt.
Unnar Geir, Sprecher des BitTorrent-Trackers The Viking Bay (nur für Isländer verfügbar) erklärte, dass es ihm gelungen sei, sich gegenüber Vertretern des isländischen MPAA-Pendants SMÁÍS als Überläufer auszugeben. Ziel der ganzen Aktion sei gewesen, Informationen über zwei Verfahren der SMÁÍS gegen die beiden BitTorrent-Tracker The Viking Bay (TVB) und Istorrent zu erhalten. "Ein Administrator von TVB und ich grübelten eines Morgens darüber, was SMÁÍS eigentlich gegen uns vorliegen hat, und ich hatte diese Idee Snaebjörn zu kontaktieren und ein Treffen auszumachen", erklärt Geir. Gesagt, getan: Vor gut einem Monat verabredete er ein Treffen mit selbigem Snaebjörn Steingrímsson, dem Geschäftsführer der SMÁÍS. Geir erzählte Steingrímsson, dass er detaillierte Informationen über die Besitzer und Administratoren von The Viking Bay übermitteln könne und auch bereit sei, gegen diese auszusagen. Um den Geschäftsführer und die anderen 15 Ermittler beim zweiten Treffen endgültig zu überzeugen gab er vor, von seinen TVB-Kollegen bedroht zu werden. Mit vollem Körpereinsatz: "Ich wurde zu einem weitern Treffen gebeten und sagte ihm, dass ich angegriffen worden sei weil jemand wisse, dass ich gegen TVB aussagen würde; ich überredete einen Freund mir ein paar Prellungen zu verpassen." Auf diese Weise täuschte Geir die Ermittler tatsächlich. Erfreut, endlich einen Insider auf ihrer Seite zu haben, zeigten sie ihm am vorletzten Freitag tatsächlich gut 1000 Seiten an Beweisen gegen TVB. Auch eine weitere Information könnte sich als wichtig erweisen: Nämlich die, dass gegen TVB ein Straf- und kein Zivilprozess wie zuvor gegen Istorrent geplant ist. Das dürfte daran liegen, dass der Prozess gegen Istorrent vor zwei Monaten spektakulär geplatzt ist. Nachdem der wichtigste Torrent-Tracker der Insel erst Mitte März per einstweiliger Verfügung geschlossen worden war gab es bereits Ende des Monats eine Pleite für SMÁÍS. Das Verfahren wurde eingestellt, die Kläger durften die Kosten tragen. Zum 16. Mai ist der Tracker wieder online gegangen. Das soll im Fall TVB wohl vermieden werden. Und SMÁÍS scheut dabei keine Mühen. Geir bekam unter anderem auch Screenshots der Admin-Oberfläche seines Trackers gezeigt. Wie sie daran gekommen sind, wollten die Ermittler nicht verraten: "Du kannst im Internet alles machen" war die einzige Antwort, die Geir zu hören bekam. Er vermutet, dass die Filesharing-Gegner einen Exploit oder einen anderen Hack genutzt haben, um den Zugang zu erhalten. Geir bekam tatsächlich alle Pläne seiner Gegner offengelegt. Darunter auch, welche Nutzer sie verklagen wollen: "Sie gaben mir die Benutzernamen von zwei Personen, die für die Hälfte des isländischen Materials auf TVB verantwortlich waren." erzählt Geir. "Nach dem Treffen gab ich diese Informationen an die User weiter, damit sie ausweichende Maßnahmen unternehmen konnten." Als er glaubte genügend Informationen gesammelt zu haben ging Geir diesen Freitag mit seiner Story an die Öffentlichkeit. Die Karten im kommenden Prozess sind wieder neu gemischt. Aber neben der detaillierten Taktik der Antipiraterie-Gruppe bekam Geir auch einen unangenehmen Einblick in die allgemeine Strategie seiner Gegner: "Am interessantesten daran ist, dass ich am Anfang des Treffens gesagt habe: 'Nichts für ungut, ich kann euch helfen ein paar Administratoren zu überführen, aber die Website wird deshalb nicht offline gehen', worauf Snæbjörn antwortete 'es ist egal ob wir gewinnen oder verlieren, wir werden euch auf jeden Fall in den Konkurs treiben.'" Ein deutliches Zeichen, dass es den Piraterie-Gegnern nicht um Recht oder Unrecht geht. Stattdessen nutzen sie ihre Finanzpolster, um missliebige Gegner zu ruinieren. (via TorrentFreak)
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